Es wäre doch echt cool, sich einfach ans Klavier setzen zu können, die Kopfhörer angeschnallt einen Lieblingssong auszuwählen, zu hören und dann einfach nachzuspielen. Viele meiner Schüler träumen davon! Und... es muss kein Traum bleiben. Songs/Lieder auf dem Klavier nach Gehör nachzuspielen ist ganz praktisch lernbar und mit etwas Übung gelingt das dann auch alleine. Aber beginnen wir von vorne...
Vorteile von nach Gehör gespielten Songs
Es gibt zwei Möglichkeiten einen Song zu spielen - entweder treibt man eine ausnotierte Version auf und spielt den Song genau nach Noten, oder man lernt den Song gemäss dem Original (mp3) nach Gehör. Hier die wichtigsten Vorteile des Spielens nach Gehör:
Persönlicher Touch
Ein grosser Vorteil beim Spielen nach Gehör ist, dass eine solche Version eines Songs/Liedes immer einen persönlichen Touch erhält. Aussderm ist persönlicher und spontaner Ausdruck jederzeit möglich (Improvisation). Viele Schüler beschreiben es als mehr von Herzen spielen.
Einfacher zu Spielen
Nach Gehör kann immer genau eine dem aktuellen Lernstand entsprechende Version entworfen werden, also sozusagen extra auf einem zugeschnitten. Eine Version ab Noten zu finden, welche dem aktuellen Lernstand entspricht ist oft schwierig bis unmöglich.
Schönere Version des Songs
Oftmals sind ausnotierte Varianten eines Songs leider nicht so schön gesetzt. Das heisst, der Song klingt einfach besser, wenn man ihn nach Gehör spielt. Aussderm klingt eine nach Gehör gespielte Version generell frischer und lebendiger.
So wird ein Song herausgehört
Wichtige Grundvoraussetzung ist dazu ein guter Sound. Denn ein Song kann logischerweise schlecht herausgehört werden, wenn die einzelnen Instrumente auf einer Aufnamen kaum gehört werden.... 😉 Mein Top-Tipp: Unbedingt mit guten Kopfhörern heraushören - so hat man einfach den klarsten Sound.
Bass heraushören und notieren
Der Bass ist die harmonische Grundlage der Musik. Da er meist nur einen Ton auf's mal spielt ist er nicht ganz so schwierig herauszuhören. Konkret hört man sich am besten 1-2 Takte des Songs mehrmals hintereinander an und konzentriert sich auf den Bass (tiefe, brummelige, warme Töne). Hat man die Stelle einmal soweit im Ohr, konzentriert man sich nur auf den ersten Basston. Dieser wird dann abwechselnd laufen gelassen und auf dem Klavier der entsprechende Ton gesucht. Die Basstöne werden danach auf einem sogenannten Leadsheet notiert.
Akkorde bestimmen und notieren
Wenn die Basstönte klar sind, können in einem 2. Schritt anhand grundlegender Kenntnisse der Musiktheorie die passenden Akkorde dazu bestimmt werden. Jede Tonart verfügt über bestimmte Akkorde (meist 7), welche dazu passen. Dies braucht wirklich nicht viel theoretisches Wissen und lässt sich in 1-2 Klavierlektionen erklären. Allerdings ist dieses Wissen von grösstem Nutzen, da es das Finden der Akkorde enorm erleichtert. Die Akkorde werden nun auf dem Leadsheet notiert und ersetzen die vorherigen Notizen des Basses.
Begleitpattern wählen und Begleitung lernen
Sind die Akkorde bestimmt, steht dem Spielen einer Songbegleitung nichts mehr im Weg. Anhand einfacher Begleitpattern (rhythmische Bausteine) kann der Song nun gespielt werden. Zuerst einmal ergibt sich so eine Songbegleitung zu der man z.B. singen kann. Wer Lust hat, kann natürlich auch eine instrumentale Version des Songs erarbeiten - dazu muss man einfach die Melodie auch heraushören und dann gut mit dem Begleitpattern kombinieren.
So, ich hoffe dieser kleinen Einblick nimmt schon mal das Gefühl der Unerreichbarkeit bezüglich Spielen nach Gehör. Es ist wirklich nicht sooooo schwierig und es lohnt sich sehr!
Für alle die gerne online frei nach Gehör Klavier spielen lernen möchten, hier mein Online-Unterricht Angebot: www.freiklavierspielen.com/start
Oder natürlich stehe ich gerne auch als Klavierlehrer vor Ort zur Verfügung.